12. Dezember, 2007

Der Letzte macht das Licht aus

Was waren wir damals motiviert, als wir in trauter Runde den Verein „Schatten-Symphonie“ in München gründeten. Wir hatten damals schon eine ganze Weile gemeinsam Live-Rollenspiele in München veranstaltet und wollten unserer Spielrunde eine solidere Basis geben. Verhandlungen mit Vermietern von Räumen würden einfacher werden. Und außerdem sollte der Verein als Plattform für andere Projekte dienen, Tischrollenspiel-Conventions, andere Spiel-Genres.

Und es fing ja auch erst einmal ganz gut an. Als das Computerspiel Dungeon Siege in Deutschland der Presse vorgestellt wurde, wurden wir als Statisten gebucht und unsere Vereinskasse bekam eine kräftige Spende. Und die ersten zwei Jahre liefen sehr gut. Zwar fand sich dann doch keiner, der eines der vollmundig angekündigten Projekte leiten wollte – aber unser „Kerngeschäft“, das Live-Rollenspiel im Verein, lief gut.

Freilich – die ganze administrative Arbeit (Mitgliederlisten führen, Mitgliedsbeiträge einsammeln, Steuererklärungen), blieb nach dem Austritt von Dominik ziemlich schnell an mir als Präsident des Vereins hängen, obwohl unser Vorstand immernoch aus vier Personen bestand. Aber was soll’s?

Schließlich zog ich nach Moosburg um und gründete dort eine neue Spielrunde, die auch mit dem Verein im Rücken arbeiten sollte. Die Münchner LARP-Gruppe organisierte ihe Spiele und auch ihre Homepage nun ohne meine Hilfe. Nur die Vereinsarbeit – die blieb immernoch an mir hängen. Das ging trotz allem gut – freilich (und das war sicher mein größter Fehler) kümmerte ich mich nun nicht mehr um das, was auf der Homepage der Münchner Spielgruppe passierte. Und so entging mir, daß dort irgendjemand zwei von einem namenhaften Stadtplananbieter kopierte Karten als Anfahrtsskizzen für Spieltermine verwendete.

Wenig später erhielt der Verein eine Abmahnung einer Münchner Anwaltskanzlei. Die Kosten waren enorm, im 4-stelligen Bereich. Das alles war schon schlimm genug – aber was mich noch heute fassungslos macht ist, daß sich keiner dazu bekennen wollte, die Karten auf die Homepage gepackt zu haben. Die gesamte Spielleitung der Münchner Gruppe zuckte mit den Schultern, keiner wollte es gewesen sein. Ich hätte doch sicher keinen im Regen stehen lassen und die Suppe alleine auslöffeln lassen. Stattdessen teilten mir nach und nach die restlichen (Münchner) Vorstände mit, sie würden nun ihr Mandat niederlegen.

Ich hätte es mir damals einfach machen können. Die ganze Münchner Homepage war keine Veröffentlichung, die der Vereinsvorstand abgenommen hatte. Die Domain gehörte nicht dem Verein, sondern einem der Münchner Spieler, mit dem ich mich damals ohnehin nicht gut verstand. Rein rechtlich wäre er dran gewesen. Oder aber die Webmasterin, die auf Zuruf der Spielleitung die Inhalte online stellte, ohne sie lang zu prüfen. Aber das widersprach meinem Verständnis davon, gemeinsam für die Sache gerade zu stehen. Denn beide hatten ihre Arbeit in den Dienst der Spielgemeinschaft gestellt.

Mit Mühe und Not konnte ich mit den Anwälten verhandeln und den Preis, den „wir“ als Verein für die mißbräuchliche Verwendung der Karten zahlen sollten, um etliche Prozent drücken. Aber auch dann war es noch mehr Geld, als der Verein liquide hatte. Den Rest mußte ich aus meiner privaten Brieftasche bezahlen.

Schreiben vom Amtsgericht München

Ein paar Monate später gab die Spielleitung München bekannt, man habe den Spielbetrieb eingestellt. Und so verlor der Verein dann auch noch seine Mitgliederbasis.

Das alles liegt nun schon etliche Monate zurück. Und im Sommer habe ich die notwendigen Schritte eingeleitet, um den Verein zu schließen. Heute endlich kam das Schreiben vom Amtsgericht, daß der Verein „erloschen“ ist. Was mir bleibt, sind ein paar hundert Euro, die der Verein mir schuldig bleiben wird, und ein wenig Tand wie ein paar Bahnen billiger schwarzer Stoff, mit dem wir einmal Räume dekoriert haben, oder eine Plastik-Karnevalsmaske.

Damit ist mein letztes Kapitel in München geschlossen, und daß dem so ist befreit doch ungemein. Ich habe mein Lehrgeld gezahlt – und halte mich nun lieber von Vereinsarbeit fern, so gerne ich mich eigentlich engagieren würde.

2 Kommentare to “Der Letzte macht das Licht aus”

  • Ach je… Das ist ja wirlich traurig. Aber wie man im Zeitalter von Online-Kartendiensten, die einen ja förmlich anbetteln, ihre Karten auf der eigenen Homepage zu nutzen, so einen Bock schießen kann… erstaunlich. Und daß sich niemand im Verein bekennen wollte ist auch bitter. Naja… Lehrgeld…

  • Das war unmittelbar vor „Web 2.0″ – aber die fragliche Firma für Stadtpläne war in der Internet-Szene für harsche Abmahnungen bekannt. Aber unabhängig davon – ich hätte, wäre ich informiert gewesen, so eine Karte nie zugelassen. Schon 1998, als ich nach München kam, habe ich Anfahrtskarten immer selbst gebaut. Zum einen sind solche selbstgebauten Karten einfacher für den zu lesen, der eine Anfahrtsbeschreibung braucht, zum anderen ist da eben die Sache mit dem Copyright.

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