6. August, 2006

Das Drachenfest-Konzept

Das war also das Drachenfest 2006 in Diemelstadt. Die Presse überschlägt sich und nennt es wahlweise die größte Live-Rollenspiel-Veranstaltung in Deutschland, Europa oder gleich der Welt. Was davon nun stimmt, kann ich nicht sagen – aber immerhin – groß war es ganz sicher. Die Teilnehmerzahlen schwanken irgendwo zwischen 4.500 und 5.200. Und tatsächlich waren da nicht nur Deutsche sondern Italiener, Holländer, Franzosen und was weiß ich nicht wer noch alles.

TuuuutDie Grundidee hinter dem Spiel ist in etwa folgende: Über das Drachenland herrschen Gott-gleich die Drachen. Jeder Drache steht für ein bestimmtes Attribut, also zB Gerechtigkeit, Verschlagenheit, Natur etc. Und damit man sie leichter auseinanderhalten kann, haben sie praktischerweise unterschiedliche Farben, also gold für Gerechtigkeit, silber für Wissen, grün für Natur und so weiter.

Nun wäre es fürchterlich mühselig, wenn sich die Drachen die Herrschaft teilen müßten – denn Kompromisse zwischen so unterschiedlichen Gesellen zu finden, wäre alles andere als leicht. Deshalb wird einmal im Jahr das Drachenfest ausgetragen. Da sammelt jeder Drache möglichst viele Streiter aus aller Herren Länder unter sein Banner. Die so entstehenden Drachenlager einen sich im Laufe des Festes durch Diplomatie und Schlachten zu zwei großen Lagern – das heißt, am Ende stehen sich nur noch zwei Drachen gegenüber, die restlichen haben eingesehen, daß sie nicht stark genug sind und unterstützen deshalb jeweils einen der beiden. Es folgt die obligatorische große Feldschlacht, in der sich die beiden Seiten gegenseitig ein’s auf die Mütze geben – und am Ende entscheidet sich so, welcher Drache für das kommende Jahr die alleinige Regentschaft über das Drachenland hat.

Drachen darzustellen ist im Live-Rollenspiel beliebig aufwenidg. Deshalb hat jeder Drache einen Avatar, einen menschlichen Abgesandten, durch den er spricht. Es taucht also auf dem ganzen Drachenfest kein einziger Drache auf. Und weil die Lager nur mit Spielern bestückt wird, reduziert sich der organisatorische Aufwand für die Spielleitung darauf, die Darsteller für diese Avatare zu stellen. Das Konzept nennt sich dann „Spieler gegen Spieler“ und ist für durchschnittliche Live-Rollenspiele recht ungewöhnlich, in denen sich normalerweise der mutigen Spielerschar ein durch NSCs (von der Spielleitung gestellte Statisten) gemiemter Feind entgegenwirft. Dieses „Spieler gegen Spieler“-Konzept entlastet die Spielleitung, und sie kann sich auf die eigentliche organisatorische Arbeit, die bei so einem großen Fest natürlich enorm ist, konzentrieren.

Die Irren bauen sich wirklich eine komplette Festungsanlage

Normalerweise kümmert sich auf einem Live-Rollenspiel die Spielleitung um Kulissen und Requisiten und erschafft so die Spielwelt. Auf dem Drachenfest sind die Spieler dagegen selbst für die Herrichtung ihrer Spielwelt verantwortlich. Einige reisen schon Tage vor der Veranstaltung an und bauen riesige Verteidigungsanlagen, um ihr Drachenlager gegen Angreifer zu schützen. Hinter diesen Pallisaden entstehen kleine Zeltstädte, die mit viel Liebe zum Detail zum Beispiel mit Kräutergärten, Tempeln und ähnlichem verschönert werden.

Von so einer Großveranstaltung wollen natürlich auch die Zulieferer für Live-Rollenspiel-Bedarf profitieren. So gibt es eine Stadt, in der eine Vielzahl von Händlern aus ganz Europa halb im Spiel, halb außerhalb, ihre Waren anbieten. Eine gute Gelegenheit für die Spieler, sich die Sachen, die viele nur aus dem Internet kennen, einmal direkt anzusehen. Und über den Preis läßt sich so auch leichter verhandeln.

Hinter dem Drachenfest steckt Fabian Schlump, seit 1996 Betreiber des Live-Rollenspiel-Ladens Schatzkammer in Köln. Fabian gehört zu den alten Hasen in der deutschen LARP-Szene – und er hat es geschafft, das Drachenfest zu einem LARP mit Kultstatus zu machen – was nicht zuletzt daran liegen dürfte, daß jeder Spieler durch seine Arbeit und Kreativität zum Erfolg (oder Mißerfolg) des Drachenfest beiträgt.

2 Kommentare to “Das Drachenfest-Konzept”

  • Niels,

    I don’t know how to contact you so I am trying this.
    I am one of the Dutch Drow you so fabulously photographed during a ritual. There’s one picture of our Matron I would really like to print. For that I would need the original picture (with the highest possible resolution). If possible without the copyright statement and the web addres. Could you send it to me? Thanks in advance!

  • Jeroen,

    only if Liza (the matron’s player) agrees on it. I wouldn’t want to pass around material that’s quality is good enogh to print posters from without the pictured people to know and agree on it.

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