15. Mai, 2007

Verbale Entgleisungen

„Auf welches Drachenfest willst Du denn dieses Jahr gehen?“

„Wie meinst Du das?“

„Ja, dieses Jahr wird es keines geben […] F. [der Veranstalter] läuft total Amok […] war ein halbes Jahr für D. [Vermieter des Veranstaltungsgeländes] nicht erreichbar […] Pfändung […] Ladengeschäft gibt es nicht mehr“

Ich kann nicht sagen, was mich an diesem Gesabbel irgendwann am Sonntag um vier Uhr früh mehr geärgert hat – der „Ich weiß alles und bin so viel exklusiver informiert„-Tonfall oder die absolute Eskalation in der Wortwahl.

Um erst einmal meine persönliche Position klarzumachen: Wenn auf einem Live-Rollenspiel etwas schief geht, leidet ganz schnell der Spielspaß der Teilnehmer darunter. Daß die sich dann ärgern und ihrem Unmut Luft machen, kann ich ziemlich gut nachvollziehen. Und ich kann es gleich doppelt gut verstehen, wenn die Orga offensichtliche handwerkliche Fehler gemacht hat.

Drachenfest 2006 ist aus meiner persönlichen Sicht nicht optimal gelaufen – zu wenig sanitäre Einrichtungen, mangelhafte Kommunikation durch die Orga, Ärger um die große Endschlacht um mal nur einige Punkte zu nennen, bis hin zur DVD, die inzwischen um über ein halbes Jahr verschoben wurde.

Wofür ich aber keinerlei Verständnis habe, sind all diese Wichtigtuer, die in ihrer grenzenlosen Selbstgerechtigkeit meinen, sie hätten nun das Recht auf eine verbale Hexenjagd, die sich auf ein paar Gerüchte stützen (von denen vielleicht das eine oder andere sogar einen wahren Kern haben mag, das will ich ja gar nicht ausschließen) und diese dann munter mit möglichst dramatischen Worten weiter unter’s Volk bringen müssen – ohne auch nur im geringsten eine Ahnung davon zu haben, was es überhaupt heißt, in seiner Freizeit eine Veranstaltung für 5.000 Personen zu organisieren.

Ja, ich habe mich über ein paar Dinge geärgert, die ich als klare Versäumnisse der Drachenfest-Orga 2006 sehe. Aber ich habe auch gesehen, daß die Orga trotz aller Beschimpfungen die ganze Woche die Zähne zusammengebissen hat und am Ball geblieben ist. Kritik ist sicher angebracht, und ich habe für jeden Verständnis, der aus seiner persönlichen Entäuschung über die Veranstaltung im letzten Jahr 2007 dem Drachenfest den Rücken kehrt. Aber eine Dämonisierung wie sie einigen LARPern scheinbar leicht von der Hand geht, halte ich für absolut unangebracht.

Wer sich selbst aufspielen und wichtig machen will, indem er andere mit Dreck bewirft, ist bei mir jedenfalls an der ganz falschen Adresse. Und der muß dann auch an einem Sonntagmorgen um vier damit rechnen, einen verbal heftigen Rüffel von mir zu kassieren.

Und solange ich nicht glaubhaft von einer Absage des Drachenfests höre, freue ich mich weiter darauf.

2 Kommentare to “Verbale Entgleisungen”

  • Recht so: mit 40 Leuten hat man auch schon alle Hände voll. Hut ab vor den Veranstaltern.

  • [sarcasm]
    Das Drachenfest gilt in der Larpszene mittlerweile nur noch als Großfiasko, für welches man für mangelhafte Leistungen viel Geld zahlen muss.
    Wenn man wieder abreisen möchte, erhält man seine Platzkaution in den meisten Fällen überhauptnicht zurück, wenn man Glück hat und mit Rechtschritten droht, in Einzelfällen dann doch.
    F., der Organisator dieser Kommerzveranstaltung, bereichert sich seit Jahren an den Erträgen des Drachenfests, die nicht gering sind, verwendet er doch nur einen kleinen Teil der Beiträge für Geländemiete, Ausstattung und Ambiente.
    Von jeher hat also das Drachenfest keinen guten Ruf.
    Drastisch verschlechtert jedoch hat sich dieser noch nach letztem Jahr, als F. mehrere Teilnehmer in einem wüsten Amoklauf vom Drachenfest ausgeschlossen hat, nachdem der mit einer vollautomatischen Repetierarmbrust mehrere IDV-Bolzen in die Gesichter der Spieler geschossen hat.
    Von daher: Meidet das Drachenfest! Geht zum New Order!
    [/sarcasm]

    Hab ichs getoppt? 😀

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