25. April, 2008

So ein Strund

18:25Uhr – Irgendwo über dem Atlantik

Halbzeit. Acht Stunden und 45 Minuten soll der Flug dauern, aber der Kapitän ist zuversichtlich, daß wir es schneller schaffen werden. Acht Stunden. Ich denke gerade daran, daß ich vor einigen Jahren in dieser Zeit die Strecke von Lübeck nach München zurückgelegt habe. Damals war das kein Problem – rein in’s Auto und ab auf die Autobahn. Ich erinnere mich an eine Tour, bei der ich tatsächlich nur einmal für zwei Minuten angehalten habe, um schnell auszutreten.

Hier im Flieger ist alles anders. Vor allem ist der Fußraum eng. Meine langen Beine sind jetzt wirklich ein Nachteil. Immerhin kann ich mein linkes Bein von Zeit zu Zeit im Gang ausstrecken.

Das Flugzeug ist eine Boing 767 – und nicht gerade fabrikneu. Das gleiche kann man auch über die Flugbegleiter sagen. Woher kommt eigentlich die Mär, die seien immer jung und knackig? Die hier sind es jedenfalls nicht. Aber dafür sehr ruhig, nett und zuvorkommend. Und was mehr kann man sich wünschen?

Ich sitze in einer Fensterreihe auf dem Gangsitz. Mein Nachbar hat gleich nach dem Start die Jalousine heruntergezogen und schaut auf seiner PSP Videos – das heißt – im Augenblick läuft die PSP und er schläft. Wohl das Flug-Äquivalent zu „vor der Glotze einschlafen“. Immerhin ist er nicht dick und schnarcht auch nicht – gleich zwei Dinge, über die mir Stella und Andreas als erfahrene Transkontinentalflieger Horrorgeschichten erzählt haben.

Das Mittagessen wurde schon eine Stunde nach Abflug gereicht, ebenso die Getränke. Die Visa- und Zoll-Formulare sind auch schon ausgefüllt. In den Fernsehern über der Mittelreihe läuft irgendein Film. Ich halte mich lieber an die Hörbücher auf meinem IPod. SPIEGEL und ‚ct habe ich leider daheim gelassen. Was bleibt mir also noch zur Zerstreuung? Ein Katalog namens SkyMall mit allerlei Dingen, die das Leben des amerikanischen Durchschnittsbürgers schöner gestalten soll. Ein Katzenklo mit automatischer Streu-Entsorgung? Nie wieder beim Spielen mit dem Hund den vollgeschlabberten Tennisball aufheben müssen? Für alles gibt es eine tolle Lösung, vorgestellt in bunten Farben von glücklichen Menschen. Mama, wenn Du das hier liest: Danke für jedes abfällige „So ein Strund!“, mit dem Du jedes bunte Plastikspielzeug (vorzugsweise aus dem Haus Mattel) bedacht hast, das ich mir als Kind so sehnslich gewünscht habe (und das Du mir natürlich nicht gekauft hast). Das hat mich für den Rest meines Lebens gegen solche Angebote immunisiert.

1 Kommentar to “So ein Strund”

  • Manchmal merkt man erst spät, dass man doch fürs Leben gelernt hat. Strund (t?) ist übrigens ein Wort meiner Muttersprache und bedeutet, dass etwas noch schlechter
    als Sch… ist. DdlM

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