Deutsche nörgeln gerne (das gehört zumindest zu unserem Selbstbild) – also fange ich mit dem an, was ich gerne mache: Nörgeln. Zwei Dinge mag ich am Nürnberger Burgtheater nicht – das eine sind die viel zu eng stehenden Klappstühle, auf denen man während der gesamten Vorstellung keine bequeme Sitzposition zu finden vermag. Ich muß Simon mal fragen, ob das Kalkül ist, damit niemand während der Vorstellung einschläft (Simon ist mein Nachbar und Gelegenheits-Techniker im Burgtheater).
Die andere Sache ist die Pause, die auch in kurzen Programmen stets eingeschoben wird. Nicht, daß mich der Getränkeverkauf stören würde, mit dem das Burgtheater sich dringend benötigte Devisen in harten Euros verschafft. Was mich nervt ist die olfaktorische Attacke der Blondine neben mir, die es ihrem Mundgeruch nach zu urteilen in den fünfzehn Minuten geschafft hat, eine halbe Schachtel Rothändel wegzuschmöken.
Dafür ist das Programm vom Burgtheater gut und die Preise akzeptabel. Heute abend war Marc-Uwe Kling zu Gast. Sein Programm werte ich als kurzweilige Mischung aus absurden Alltagsgeschichten und bisweilen radikaler Linksutopie. Richtig Laune macht seine Kolumne „Neues vom Känguru“, das übrigens auch im Internet als Podcast zu hören ist (sofern man die extrem nervigen Radio-Teaser zu Beginn jeder Folge ertragen kann).
Marc-Uwe sieht sich selbst als Teil der „Generation Praktikum“ – und macht mir, während er (als Twen) über die Mitte-Dreißiger herzieht, schmerzlich bewußt, daß die Generation nach mir nicht mehr pubertierend über die Schulhöfe wandert – sondern auch schon erwachsen ist. Und so langsam bekomme ich Schiß davor, daß die Bezeichnung „alter Sack“, mit der ich so gerne kokettiere, tatsächlich auf mich zutrifft.
Ich sollte mal wieder öfter abends ausgehen.